Wir sind Dorina und Renate und wollen als Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Kindheit und Mitglieder des Betroffenenrates beim UBSKM die desolate Situation in der Rechtsprechung und Verfahrensführung bei sexualisierter Gewalt sichtbar machen, Erfahrungen Betroffener mit der Rechtslage dokumentieren, öffentliche Aufmerksamkeit und politischen Handlungsdruck erzielen.
Mehr zu uns:
Renate Bühn (53 Jahre, Künstlerin, Diplom-Sozialpädagogin, Bremen)
30 Jahre Schweigen brechen, 30 Jahre Öffentlichkeit, 30 Jahre Wissen um Ursachen und Ausmaß von sexualisierter Gewalt sind 30 Jahre ohne angemessene Konsequenz aus der Schlussfolgerung, dass das Ausmaß der betroffenen Mädchen* und Jungen*, Frauen* und Männer*, trans*- und inter*geschlechtlichen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf das Ausmaß der Täter und Täterinnen verweist.
Wie ist das möglich? Wer macht dies möglich?
Ich bin seit 30 Jahren in der politischen Öffentlichkeitsarbeit, Prävention und Selbsthilfe gegen sexualisiete Gewalt aktiv. 1985 Mitgründerin der ersten Selbsthilfegruppe Darmstadt; 1987–1994 Vereinsgründung und Aufbau der Beratungsstelle Wildwasser Darmstadt. 1990 Gründung der Namenlos-Schriftenreihe zur Selbsthilfe – erstes bundesweites Forum für betroffene Frauen, um als Expertinnen sichtbar zu werden. Seit 2001 Aufbau der Wanderausstellung „Was sehen Sie, Frau Lot? – eine künstlerische Auseinandersetzung zu sexualisierter Gewalterfahrung von Mädchen, Jungen und Frauen – gegen Täterschutz“. Darüberhinaus arbeite ich als Künstlerin und Bildungsreferentin zu den Themen Gender, Diversity, direkter und struktureller Gewalt. Im Betroffenenrat engagiere ich mich, um gemeinsam mit anderen Betroffenen Forderungen und gesellschaftliche Strategien zu erarbeiten, die grundlegend Ursachen, Ausmaß und Dunkelziffer in den Blick nehmen. Präventionskonzepte müssen in Kitas, Schulen und Ausbildung nachhaltig verankert und finanziell abgesichert werden.
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Dorina Kolbe (Niedersachsen): kaufmännische Angestellte, politische Aktivistin.
Als Betroffene bringe ich meine Erfahrungen mit dem Gesundheits-, Straf- und Entschädigungsrecht in den politischen Prozess ein. Ich nutze alle sich bietenden Möglichkeiten der Einflussnahme, um Aufklärungsarbeit zu leisten und die Interessen von Betroffenen zu thematisieren sowie durchzusetzen. Vor allem liegt mir die Unterstützung und Entschädigung von Betroffenen für eine optimale gesundheitliche Versorgung als Voraussetzung für eine Verbesserung der individuellen Lebensqualität am Herzen.
Vor 10 Jahren zeigte ich zwei zur Tatzeit erwachsene Täter wegen der erlittenen sexuellen Gewalt in der Kindheit und Jugendzeit an. Die Taten wurden polizeilich aufgenommen, konnten aufgrund der Verjährungsfrist jedoch nicht mehr von den Staatsanwaltschaften Verden und Braunschweig strafrechtlich weiter verfolgt werden. Trotzdem war die Anzeige wichtig und notwendig, da die Täter teilweise noch aktiv waren und so gegebenenfalls weitere Straftaten verhindert werden können.